Ein wenig bekanntes Kapitel preußisch-deutscher Geschichte aus den Jahren 1933 – 1945
Von Wolfgang Reith
Fährt man auf der Bundesstraße 109 von Berlin aus nach Norden in Richtung Prenzlau, so passiert man nach etwa 65 Kilometern (rund zehn Kilometer hinter Groß Schönebeck) den an der rechten Seite gelegenen Wuckersee sowie den angrenzenden Großen Döllnsee. Hier, mitten in der Schorfheide, lag zwischen 1933 und 1945 auf einer Landzunge zwischen den beiden genannten Seen das wohl wichtigste Repräsentationszentrum der NS-Zeit, nämlich das Landhaus „Carinhall“ des zweiten Mannes des Dritten Reiches, Hermann Göring. Doch wo früher Staatsgäste aus aller Welt ein- und ausgingen, erinnert heute nahezu nichts mehr an den einstigen Glanz.
Nachdem Hermann Göring am 11. April 1933 zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt worden war, stellte ihm die Staatsregierung das 120 Hektar große Gelände zur Verfügung, wo nach dem Willen Adolf Hitlers ein Anwesen entstehen sollte, das dazu gedacht war, ausländische Staatsoberhäupter und Regierungschefs, Diplomaten, aber auch die Führungselite des Deutschen Reiches würdevoll zu empfangen. Im Juni 1933 beauftragte Hermann Göring den bekannten Architekten Werner March (nach dessen Plänen auch das Olympische Dorf für die Spiele des Jahres 1936 in Berlin errichtet wurde) mit dem Bau eines Hauses im Stil einer schwedischen Jagdhütte. Vier Monate später – und damit vor nunmehr genau 77 Jahren – fand das Richtfest statt, bei dem der preußische Staat Hermann Göring in einem symbolischen Akt Grundstück und Haus übertrug. An der Innenseite der aus Eichenholz gefertigten Tür hielt man die Bedeutung des Tages mit den Worten fest:
„ Seinem Ministerpräsidenten Hermann Göring, der mit kraftvoller Hand die Geschicke Preußens leitet, widmet das dankbare Land das Jagdhaus am Wukkersee in der Schorfheide zum dauernden Gebrauch, auf dass des deutschen Waidwerks Schirmherr, Waidmannslust und Freude finde in Preußens Forsten.
Berlin, den 26. Oktober 1933
Das Preußische Staatsministerium:
Popitz, Kerrl, Rust, Dr. Schmitt, Darré. „
(Anm.: Die aufgeführten Personen waren in der Reihenfolge ihrer Nennung die Minister für Finanzen, für Justiz, für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, für Landwirtschaft, Domänen und Forsten sowie für Ernährung.)
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Anfang April 1934 war das Jagdhaus fertiggestellt und konnte seiner Nutzung übergeben werden. Es erhielt den Namen „Carinhall“ und erinnerte damit an die erste, 1931 verstorbene Ehefrau Görings, die aus Schweden stammende Carin, geborene Freiin von Fock. Ihr zu Ehren wurde auf dem Gelände – direkt am Ufer des Wuckersees – eine Gruft errichtet. Im Juni 1934 exhumierte man den Sarg mit ihren sterblichen Überresten aus der Grabstätte nahe Stockholm und setzte ihn mit großem Pomp in der neuen Gruft bei.
Am 10. April 1935 heiratete Hermann Göring die Schauspielerin Emmy Sonnemann. Da Adolf Hitler selbst nicht verheiratet war, kam künftig der Ehefrau des zweiten Mannes im NS-Staat eine besondere Repräsentationsfunktion zu und weil Hermann Göring inzwischen weitere Ämter angehäuft hatte, entschloss er sich 1936, Carinhall zu seiner ständigen Residenz zu machen. Zu diesem Zweck begann man im September des Jahres mit entsprechenden Umbau-und Erweiterungsmaßnahmen. Im Dezember wurde das Richtfest begangen, und am 20. Juli 1937 erfolgte die offizielle Einweihungsfeier. Weil das neue prunkvolle Gebäude weit mehr als ein Jagdhaus (wie bisher) war, führte es fortan die Bezeichnung „Waldhof Carinhall“.
Die Geburt von Tochter Edda im Juni 1938 nahm Hermann Göring zum Anlass, den nunmehrigen Familienwohnsitz weiter ausbauen zu lassen. Diese zweite Erweiterungsphase begann im Januar 1939, die Fertigstellung erfolgte genau ein Jahr später, also bereits im Krieg. Mit 411 Quadratmetern war der Speisesaal das größte Zimmer in Carinhall, außerdem gab es hier mit 48 Quadratmetern das seinerzeit größte Fenster in Europa, das sich durch Knopfdruck im Boden versenken ließ und den Raum zu einer offenen Loggia freigab.
In einer dritten Ausbauphase war geplant, Carinhall noch einmal um das Doppelte zu vergrößern. Die Einweihung dazu war anläßlich des 60. Geburtstages des Hausherrn 1953 vorgesehen. Ferner war zu jenem Zeitpunkt an die Eröffnung eines Hermann-Göring-Museums gedacht (mit 300 Metern Länge und 65 Metern Breite ebenfalls ein Monumentalbau), in dem die größte Kunstsammlung Europas zu sehen sein sollte. Noch bei der Feier zu seinem 52. Geburtstag am 12. Januar 1945 stellte Hermann Göring den anwesenden Gästen diese gigantischen Pläne vor.
Doch dann kam alles anders: Am 13. März 1945 versammelte Hermann Göring den Generalstab der Luftwaffe noch einmal in Carinhall und hielt dabei eine seiner letzten großen Ansprachen. Als sich knapp sieben Wochen später, am 28. April, ein Vorauskommando der Roten Armee von Osten her dem Anwesen näherte, wurde es gesprengt. Von 1946 bis zum Beginn der fünfziger Jahre beseitigte man den größten Teil die Trümmerreste. Nach den Aufräumungsarbeiten wurde die Aufforstung des Geländes vorangetrieben, und erst 1959 waren die Spuren weitgehend beseitigt.
Heute erinnern neben kümmerlichen Überresten im Wald nur noch zwei 1942 erbaute und mit den Insignien Görings (zwei gekreuzte Marschallstäbe) verzierte Torwärterhäuschen, die am Beginn einer neu angelegten Zufahrt in Ost-West-Richtung standen, sowie die ein Jahr später errichteten dazugehörigen Wohnbauten für die Wachen, in denen jetzt Forstbedienstete untergebracht sind, an die Vergangenheit dieses für zwölf Jahre so geschichtsträchtigen Ortes.
Auf dem ehemaligen Vorplatz des Hauptgebäudes wurde 1993 ein Findling mit der Aufschrift „Karinhall“ aufgestellt, den man 2005 gegen einen solchen mit der korrekten Schreibweise „Carinhall“ austauschte. Im April 2007 wurde dieser jedoch aus fadenscheinigen Gründen (die u.a. der politischen Korrektheit Rechnung tragen) entfernt, ebenso wurde die Inschrift „Carinhall“ auf den steinernen Wegweisern getilgt (was nicht so ganz gelang, denn sie ist noch schwach erkennbar). Der Findling steht inzwischen im Garten des Jagdschlosses Groß Schönebeck, das einmal vom späteren Kaiser Wilhelm II. genutzt wurde, als dieser noch Prinz war. Das Schloss selbst beinhaltet ein Museum, das über die Bedeutung der Schorfheide als Jagdgebiet preußischer Könige und deutscher Kaiser sowie der braunen (Göring) und schließlich der roten (Honecker) Machthaber informiert. Und hier existiert auch ein maßstabgetreues Modell von Carinhall, anhand dessen man noch einmal nachempfinden kann, wie das Anwesen des letzten preußischen Ministerpräsidenten und einzigen deutschen Reichsmarschalls aussah – dort, wo heute fast alles wieder so urwüchsig wirkt wie vor 1933.
Quelle: Kaiserkurier
![Datei:Carinhall Hof.jpg](http://de.metapedia.org/m/images/c/c4/Carinhall_Hof.jpg)
Der Innenhof von Carinhall
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![Datei:Carinhall Flur.jpg](http://de.metapedia.org/m/images/a/af/Carinhall_Flur.jpg)
Der Flur von Carinhall
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![Datei:Carinhall Gruft.jpg](http://de.metapedia.org/m/images/2/24/Carinhall_Gruft.jpg)
Die Gruft von Carinhall
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